Institut für Ökosystemforschung (IÖF)

Forschungsgruppe Ökosystemforschung, Geoarchäologie und Polarökologie

Am IÖF aktiv bis zum 30.09.2021

Menschen beeinflussen seit langer Zeit die Entwicklung der Landschaften der Erde. Landnutzung veränderte die Ökosysteme. Der Anbau von Kulturpflanzen und die Haltung von Weidetieren hinterließ Spuren in den Böden, den Sedimenten und im Relief der Landschaft. Durch Landnutzung  prägen Menschen in manchen Regionen seit Jahrtausenden den Wasserhaushalt und die Stoffkreisläufe in gravierender Weise.

Die Arktis und Antarktis gehören wegen ihrer extremen Umweltbedingungen und Unzugänglichkeit immer noch zu den am wenigsten untersuchten Gebieten der Erde. Die hier ablaufenden Prozesse sind in ihren Auswirkungen nicht auf die Polargebiete begrenzt, sondern haben globale Bedeutung.

Oben: Expedition ins Eis, Badlands Poike Ost auf Rapa Nui (Foto: A. Mieth) | Unten: Erosion auf Robinson Crusoe (Foto: A. Mieth), Spitzbergen-Benthos

Wir untersuchen mit ökosystemaren und geoarchäologischen Methoden, wann, wo, wie und warum Menschen die Landschaften und Meere der Erde genutzt haben. Wir gehen den Nutzungsfolgen und dabei den Wechselwirkungen zwischen menschlichen Kulturen und Veränderungen der Ökosysteme sowie dem Wandel des Klimas und den Wirkungen extremer Witterungsereignisse auf den Grund.

Unsere Untersuchungsgebiete liegen in Mittel-, Süd-, Südost- und Osteuropa, in der Türkei, in Äthiopien, in Sibirien und dem Nordpolarmeer, in Lateinamerika und auf Inseln im Pazifischen Ozean (Osterinsel, Robinson Crusoe Insel, Palau u.a.m.), im Atlantischen Ozean (US Virgin Islands, Madeira u.a.m.) sowie im Südozean (Antarktis).

In der Forschungsgruppe wird die internationale wissenschaftliche Fachzeitschrift Polar Biology (Springer-Verlag) herausgegeben.

Literatur-Datenbank des ehemaligen Instituts für Polarökologie (IPÖ) inklusive einer Zusammenstellung von Veröffentlichungen seit 1982

Team

Personen in der Forschungsgruppe „Ökosystemforschung, Geoarchäologie und Polarökologie“

Projekte


Projektbereich Erforschung von kontinentalen Ökosystemen

Geoarchäologisch-geomorphologische Untersuchungen in Haithabu

Ziel des im Rahmen des DFG Schwerpunktprogrammes 1400 iniziierten Subprojektes ist es, die Entwicklung des Klimas und der Umwelt im nördlichen Mitteleuropa im 5. und 4. vorchristlichen Jahrtausend zeitlich und räumlich hoch auflösend zu rekonstruieren.

Geoarchäologisch-geomorphologische Untersuchungen auf den nordfriesischen Inseln Pellworm, Amrum und Föhr

 

Geoarchäologisch-geomorphologische Untersuchungen auf Olchon im Baikalsee (Sibirien, Russland)

Am Kap Burchan („Schamanenfelsen“) verursacht stark zunehmender Tourismus gravierende flächen- und insbesondere linienhafte Bodenerosion. Gemeinsam mit der Staatlichen Universität Irkutsk, der Verwaltung des Pribaikalski Nationalparks und der Gemeinde Khuzhir werden die Entwicklung der Halbinsel am Kap Burchan rekonstruiert und geeignete Bodenschutzmaßnahmen identifiziert.


Projektbereich Erforschung von Inselökosystemen

Osterinsel (Rapa Nui, Chile: Wandel der Wechselbeziehungen zwischen Landnutzung und Kultur)

Auf der Osterinsel werden Boden- und Sedimentarchive mit geoarchäologischen Methoden untersucht, um Erkenntnisse über den Wandel von Ökosystemen, seine Ursachen und seine Wirkungen auf die Gesellschaft und Kultur der Insel zu gewinnen.

Robinson-Crusoe-Insel (Chile): Historischer Landschaftswandel

Auf der etwa 700 km vor der chilenischen Küste liegenden Robinson-Crusoe-Insel werden die Folgen der Einführung von Haustieren und Neophyten sowie von historischen und rezenten Landnutzungen für die Ökosystementwicklung untersucht. Seit dem 2010 werden außerdem die ökosystemaren Konsequenzen des Tsunami vom 27.02.2010 an der Inselküste erforscht.

Babeldaob (Palau, Mikronesien): Erforschung der Entstehung und Funktion prähistorischer Erdwerke

Babeldaob ist die größte Insel des mikronesischen Palau-Archipels. Das Relief eines großen Teils der Insel wird von monumentalen, terrassierten Erdwerken geprägt. Diese anthropogene Landschaftsüberformung ist das früheste Zeugnis von Monumentalität auf den pazifischen Inseln. Nach bisherigen Erkenntnissen sind die Erdwerke mindestens 2000 Jahre alt. Doch gibt es bislang wenig gesicherte Erkenntnisse zur Chronologie dieser landschaftsprägenden Monumentalanlagen. Auch Kernfragen zur Genese, Funktion und Nutzung der terrassierten Hügel sind weitgehend ungeklärt. Dienten die Terrassen der Aufnahme von Siedlungen? Wurden sie gartenbaulich genutzt? Hatten sie sakrale Bedeutungen? Oder waren es Verteidigungsanlagen? Diesen Fragen geht jetzt das dreijährige, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt nach. Geleitet wird das Projekt von Hans-Rudolf Bork und Andreas Mieth (Institut für Ökosystemforschung) in Kooperation mit Burkhard Vogt (Deutsches Archäologisches Institut, Bonn). Die Projektkoordination und die Grabungsleitung in Palau hat Annette Kühlem (Institut für Ökosystemforschung). mehr

Madeira (Portugal): Genese von Terrassensystemen

Im Norden von Madeira wird die Genese von Terrassensystemen mit geoarchäologischen Methoden untersucht. Bereits im 15. Jahrhundert wurden selbst steile Hangabschnitte aufwändig terrassiert.


Projektbereich SFB 1266 TransformationsDimensionen

Teilprojektes F2: Sozio-ökologische Transformationen und gegenseitige Abhängigkeiten

Im Fokus des Teilprojektes F2 „Sozio-ökologische Transformationen und gegenseitige Abhängigkeiten“ steht die Rolle ökologischer Veränderungen für kulturelle Entwicklungen in Phasen kulturellen Wandels. Um den überregionalen Wandel der Mensch-Umweltbeziehungen zu identifizieren, werden jahresgeschichtete Seesedimente auf einem geographischen Transsekt über verschiedene ökologische und kulturelle Zonen von Nordwestdeutschland bis Südostpolen miteinander verglichen.
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Teilprojekt D1: Tripolye-Cucuteni Großsiedlungen

Transformationen chalkolithischer Tripolye-Cucuteni-Großsiedlungen werden im Hinblick auf soziale Voraussetzungen und Konsequenzen, räumliche Verhaltensmuster, Organisation von Subsistenz und Wirtschaft sowie Nutzung der natürlichen Ressourcen untersucht.
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Projektbereich Polarökologie

Verbundprojekt: WTZ Russland - CATS; Das arktische transpolare System im Wandel; Vorhaben: Ökologische Konsequenzen des Klimawandels in sibirischen Schelfmeeren (TP4)

Die dem Klimawandel einhergehenden Umweltveränderungen (z.B. Erwärmung, Meereisrückgang, Ozeanversauerung) wirken sich besonders frühzeitig und stark in den polaren Regionen aus. Weil zudem die Nutzung polarer Ressourcen durch den Menschen und damit die Gefährdung arktischer und antarktischer Lebensräume zunimmt, ist ein besseres wissenschaftliches Verständnis der ökologischen Zusammenhänge in diesen hoch angepassten und sensiblen Ökosystemen dringend geboten.

Unsere meeresökologische Forschung konzentriert sich auf den Meeresboden (Benthos) polarer Meere. Die Fauna ist dort oft reicher als es die extremen Umweltbedingungen erwarten lassen würden. Verantwortlich hierfür ist die enge Kopplung des Benthals an die biologische Produktion in Pelagial und Meereis durch Sedimentation und Advektion organischen Materials. Dieser Prozess ist wegen der ausgeprägten Saisonalität und der insgesamt geringen Menge des Nahrungsangebots von großer ökologischer Bedeutung. Deshalb gehören die Wechselbeziehungen zwischen Meeresboden und Prozessen in der Wassersäule zu den Schwerpunkten unserer polarökologischen Untersuchungen. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die Laptewsee in der Arktis und die Weddellsee in der Antarktis.

 


Projektbereich Exzellenzcluster ROOTS – Konnektivität von Gesellschaft, Umwelt und Kultur in vergangenen Welten

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